Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Als Konsequenz aus den chaotischen Verhältnissen bei der Berliner S-Bahn könnte die Deutsche Bahn ab 2017 das Monopol im Stadtbahn-Verkehr verlieren. Ein Konzept aus der Verkehrsbehörde des Berliner Senats sieht eine Ausschreibung des S-Bahn-Verkehrs auf der Ringbahn vor, berichtet der "Spiegel". Sie ist das Herzstück der Berliner S-Bahn, auf dem Ring fuhren die Züge vor der Krise im Dreieinhalbminutentakt und beförderten pro Werktag 400.000 Fahrgäste. Voraussetzung für die Ausschreibung wäre die Bestellung von 194 Doppeltriebwagen, sogenannten Viertelzügen, die eigens neu entwickelt werden müssten. Die Kosten wurden in der Behörde mit rund einer halben Milliarde Euro kalkuliert. Das Land Berlin würde für die Summe bürgen. So könnten sich auch DB-Konkurrenzunternehmen um die vier Linien auf der Ringbahn bewerben. Erste Gespräche mit Wettbewerbern liefen bereits. Der Senat hat allerdings bisher keine Entscheidung getroffen. Der Terminplan für die Ausschreibung 2017 kann aber nur eingehalten werden, wenn der Senat in den nächsten Wochen grünes Licht für die Bestellung neuer Schienenfahrzeuge gibt. 2008 hatte der Senat die Chance vertan, sich vom Monopol der Deutschen Bahn zu befreien. Der 2003 mit der Bahn geschlossene Nahverkehrsvertrag sah die Ausschreibung eines Teils des Berliner S-Bahn-Verkehrs für das Jahr 2013 vor. Der Vertrag liegt dem "Spiegel" vor. Im Januar 2008 verzichtete der Senat auf die Möglichkeit einer Teilausschreibung. Im Gegenzug sicherte die DB unter anderem die Anbindung des geplanten Großflughafens Schönefeld ans S-Bahn-Netz zu und begrub einen Streit mit dem Land Berlin um Trassenentgelte. Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat sich in die S-Bahn-Krise ein - geschaltet und fordert gegenüber dem "Spiegel", dass das Land Berlin "sich mit der S-Bahn, der DB AG und den Herstellern zusammensetzt, um so zügig wie möglich für technisch einwandfreies Material zu sorgen".
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