Die Kreuzberger Grünen haben einen neuen Feind entdeckt: den "Touri". Tatsächlich sind die Begleiterscheinungen des boomenden Berlintourismus etwas anders als vom Senat gerne dargestellt.
Unter dem Titel „Hilfe die Touris kommen“, hatten die Grünen erst rund 200 Kreuzberger zu einer Diskussionsveranstaltung ins Nachbarschaftshaus Centrum Kreuzberg gelockt und dann mit politischen Kampfbegriffen wie „Touristifizierung“, „gleichgeschalteten Cocktailbars“ und „Kampf gegen Rollkoffer“ auf Kurs gebracht.
Es hatte etwas vom vielbeschworenen „Wutbürgertum“, wie der Wrangelkiez am Montagabend zusammenrückte, um seinen Zorn auf Touristen, Hostels und laute Partys im Viertel zu artikulieren. Die Kreuzberger fühlen sich von den Touristen überrannt. „Wie im Zoo“, komme man sich vor. „Die Menschen, die diesen Kiez zu dem gemacht haben, was er ist, werden bald nicht mehr hier sein.“, befürchten andere. Und endlich sagt es jemand: „Wir wollen sie nicht hier haben. Berliner sind unfreundlich. Es wird Zeit, dass wir das den Touristen auch kommunizieren!“
Florian Schärdel, Grünes Mitglied des Stadtplanungsausschusses in Friedrichshain-Kreuzberg, versucht die Debatte etwas zu kanalisieren. „Ich bin nicht gegen Touristen“, stellt er fest. Man müsse aber den Bau neuer Billighostels weiter beschränken und eine Steuer auf Betten einführen, die dann der Kiezkultur zu Gute komme. Außerdem müsse die sogenannte „Zweckentfremdungsverbotsverordnug“ auf Landesebene wieder eingeführt werden. Dadurch könne verhindert werden, dass Wohnungen schwarz an Touristen vermietet würden.
Der Stellvertretende Bürgermeister und Wirtschaftsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Peter Beckers (SPD), wies bereits vorab darauf hin, der Tourismus bringe Berlin 1,85 Milliarden Euro Steuern jährlich und könne so Teil der Lösung sein. Erst am Montag habe man einen Fonds zur Bekämpfung der Folgeschäden wie Lärm und Müll beschlossen, der dadurch finanziert werden könne. Doch nach eigenem Bekunden wollen die Kreuzberger weder das Geld, noch die Arbeitsplätze: Sie wollen ihre Ruhe.
Tagesspiegel
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