Am besten ist wohl die Antwort: "Musst du Fahrrad selber schieben." Wer nämlich dienstags auf der Kottbusser Brücke ein Fahrrad kaufen will, kann nicht wissen, wo das gute Stück herkommt. Dienstags ist Hauptverkaufstag für Zweiräder. Denn wegen des Marktes am Maybachufer gibt es jede Menge Laufpublikum.
Mit Preisen von 40 Euro und weniger locken die Händler ihre Kunden. Rückgabe ist allerdings ausgeschlossen.
Die Masche: Die Verkäufer haben zwischen fünf und sieben Räder an der Brücke angeschlossen. Sie warten in einem Auto oder auf dem Brückenstreifen auf Interessenten. Häufig lungern bis zu fünf Männer gleichzeitig an dem schmalen Gehweg herum, sprechen Passanten an. Auf die Frage, woher die Fahrräder sind, erklärt ein Verkäufer: „Sind alles Geschenke, hat mein Onkel mir mitgebracht.“
Die Berliner Polizei sieht das anders. „Wer ein gestohlenes Fahrrad kauft, macht sich selbst der Hehlerei strafbar“, sagt eine Sprecherin zur B.Z.. Das muss nicht unbedingt so sein, Fakt ist aber: Zivilrechtlich kann an gestohlenen Sachen kein Eigentum erworben werden. Auch der arglose Käufer müsste ein gestohlenes Rad an den Eigentümer zurückgeben, wenn er aufgespürt wird.
Mit 25.000 Fahrraddiebstählen im Jahr 2010 ist Berlin die Hauptstadt der Zweirad-Langfinger. Tendenz steigend.
Trotz der vom Wirtschaftsstadtrat Friedrichshain-Kreuzberg mehrfach ausgesprochenen Ankündigung, Kontrollen bei den illegalen Kaufgeschäften durchzuführen, ist bis heute nichts passiert. Stattdessen breitet sich der Fahrrad-Markt von einem auf alle Wochentage aus.
Das Problem: Die Zuständigkeit für das Gebiet wird vom Ordnungsamt Neukölln zum Ordnungsamt Friedrichshain-Kreuzberg geschoben, niemand fühlt sich verantwortlich, einzugreifen. Gerade ahnungslose Touristen und Neuberliner sind gefährdet.
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