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Dienstag, 2. Februar 2010

Umbenennung des Gröbenufers

Götz Aly schreibt in der Berliner Zeitung von heute zur Umbennung des Gröbenufers in Kreuzberg:
In diesen Tagen wird das Gröbenufer nahe der Oberbaumbrücke offiziell in May-Ayim-Ufer umbenannt. Ältere Westberliner erinnert die kurze Straße an entsetzliche Tragödien. Zu Mauerzeiten gehörte die Spree hier in voller Breite zu Ostberlin; vier Kinder mussten ertrinken, weil DDR-Grenzer westlichen Helfern den Zutritt verweigerten und selbst nichts zur Rettung der Ertrinkenden unternahmen. Die Kinder hießen: Cengaver Katrancõ (9 Jahre alt), Siegfried Krobot (5), Giuseppe Savoca (6) und Çetin Mert (5).

Die Altstalinisten haben also Gründe, den Namen Gröben aus dem Straßenverzeichnis verschwinden zu lassen. Betrieben hat die Umbenennung der "Berliner entwicklungspolitische Ratschlag". Die mit Steuergeldern ("Staatsknete") geförderten Aktivistinnen und Aktivisten wollen in Berlin Straßennamen mit "kolonialem Bezug" tilgen und "die Erinnerungsperspektive umkehren", wie sie in gestelztem Politbürokratendeutsch erklären. Deshalb muss Gröben zugunsten von May Ayim (1960-1996) weichen. Als deutsch-afrikanische Schriftstellerin schrieb sie einiges Beachtenswertes über Rassismus und dichtete wenig überzeugend. Sie könnte im künftigen Parkgelände Gleisdreieck geehrt werden, wo einige neue Straßen angelegt werden müssen. Aber sie, die sich wegen einer schweren Krankheit das Leben nahm, wird im Namen einer als "richtig" verkauften Erinnerung instrumentalisiert.

...

Das Wegbenennen des Gröbenufers bedeutet die Rückkehr zur Weltanschauungspolitik. Es ist eine Schande - begangen von den Bezirksverordneten der SPD, der Grünen und der Linken in Friedrichshain-Kreuzberg.
Berliner Zeitung

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