Eine 73-Jährige Frau mit russischem Migrationshintergrund erhielt gestern Morgen in ihrer Wohnung in der Lindenstaße in Kreuzberg um kurz vor 9 Uhr den Anruf eines Unbekannten, der sich als Rechtsanwalt ausgab. Dieser überzeugte sie in dem folgenden längeren Telefonat, das komplett in russischer Sprache gesprochen wurde, davon, dass eine Verwandte von ihr einen Verkehrsunfall verursacht hatte, bei dem angeblich ein kleines Mädchen verletzt wurde. Die Kosten für die medizinische Versorgung müssten nun sofort beglichen werden. Noch während des Gesprächs erschien verabredungsgemäß ein „Abholer“, dem die 73-Jährige das vereinbarte Geld aushändigte.
Gegen 19 Uhr 40 bekam die im selben Haus wohnende 47-jährige Tochter der Geschädigten einen Anruf mit der gleichen Geschichte, wurde jedoch gerade von ihrer Mutter über das Geschehen am Vormittag informiert. Noch während des Telefonats alarmierte der Ehemann der Tochter die Polizei. Die Beamten des Abschnitts 53 trafen vor dem Haus auf einen jungen Mann, der auf die Beschreibung des „Abholers“ passte, nahmen ihn fest und lieferten ihn für das Fachkommissariat des Landeskriminalamts ein. Der 19-Jährige gebürtige Litauer soll heute einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
Solche Täter nutzen nicht nur die Unsicherheit und ggf. die Unkenntnis älterer Mitbürger aus. Wie man an dieser Tat sieht, wird auch die Muttersprache potentieller Opfer genutzt, um so deren Vertrauen zu erschleichen.
Die Kriminalpolizei rät:
Reagieren sie nicht unmittelbar auf derartige Forderungen, sondern verschaffen sie sich Zeit zum Überlegen. Bewahren sie keine größeren Geldsummen zuhause auf. Übergeben sie niemals Geldsummen an fremde Personen, ohne dass sie deren Identität überprüft haben. Hinterfragen sie in Ruhe die vorgetragenen Sachverhalte, indem sie z.B. selbst Kontakt zu den vorgeblich betroffenen Angehörigen – unter den ihnen bekannten Erreichbarkeiten – aufnehmen. Wenn sie sich nicht sicher sind, ziehen sie eine Vertrauensperson zu Rate oder informieren sie die Polizei.
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