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Montag, 5. April 2010

Mediation gegen Müll

Die Freiluft-Saison hat begonnen - auch auf der Kreuzberger Admiralbrücke über den Landwehrkanal. Seit sieben, acht Jahren ist die denkmalgeschützte Brücke mit den Betonpollern und den romantischen Gaslaternen zwischen Plan- und Fraenkelufer Treffpunkt für Dauerpartys. Schon 15-Jährige sitzen dort auf Pollern oder Gehweg und holen eine Bierflasche nach der anderen aus den Rucksäcken. Künstler und Lebenskünstler spielen Gitarre oder Saxofon, es wird jongliert, gekifft und viel gelacht. In manchen Sommernächten kommen gut 500 Leute zusammen. Am Karfreitag waren es etwa 200, sie bejubelten Feuerschlucker und Artisten, die auf einem Seil über der Brücke balancierten.
Doch was für die einen ein lustiges "Outdoor-Clubbing" ist, lässt bei anderen den Frust wachsen. Seit Jahren sind viele Anwohner genervt vom Lärm bis in die frühen Morgenstunden, vom Müll und von vollgepinkelten Höfen und Fahrradkellern. Etliche zogen weg. Spätestens seit Partytouristen an Häusern hochkletterten und im zweiten Stock Balkone beschmierten, ist im Kiez von der vielgerühmten Kreuzberger Toleranz nicht mehr viel übrig. Das Wort "Party-Diktatur" macht die Runde. "Von uns wird Verständnis für die Saufgelage verlangt, aber wer hat für uns Verständnis?", fragt Monique S. Sei es zu viel verlangt, wenn Kinder und Berufstätige nachts schlafen wollten? "Es ist lästig, immer erst die Polizei zu rufen", sagt S., die ihren vollen Namen aus Angst vor Pöbeleien nicht nennen will.
Inzwischen haben die Politiker begriffen, dass sie auch eine Pflicht den Anwohnern gegenüber haben. "Wir nehmen die Sorgen sehr ernst", sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Peter Beckers (SPD). Bislang blieben sämtliche Befriedungsversuche halbbherzig und ergebnislos. Schilder, auf denen um Ruhe nach 22 Uhr geworben wurde, waren nach wenigen Stunden weg. Vorschläge, die Poller und damit die bequemen Sitzgelegenheiten abzubauen, wurden abgelehnt. Die Aufenthaltsqualität soll nicht beeinträchtigt werden. Jetzt wird ein neuer Anlauf genommen. Jüngst traf man sich am Runden Tisch. "Auf Wunsch der Anwohner werden wir ein Mediationsverfahren starten", sagt Beckers. Eine fünfstellige Summe wurde vom Senat zur Verfügung gestellt. Ein Profiteam geschulter Konfliktberater wird gerade ausgewählt. Ab Mitte April soll es sieben Monate lang mit Anwohnern und Brücken-Besuchern reden und Ideen sammeln. "Wir versprechen uns viel davon, weil es ja auch Besucher aus dem Kiez gibt, die sehr wohl einsichtig sind",sagt Monique S. Sie sollen auf jene Einfluss nehmen, die sich nicht benehmen können. Gesucht wird eine Art Brücken-Kodex.
berliner-zeitung

Für eine fünfstellige Summe soll sieben Monate lang ein Kodex erarbeitet werden, damit Menschen aufhören, ihren Müll einfach liegen zu lassen und sich ab 22.00 Uhr verhalten, als wären sie zivilisiert. Toll. Und im Kiez werden soziale Einrichtungen dichtgemacht, weil es dafür kein Geld gibt.

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