Sexy war Berlin ja schon immer, dass es nun auch noch dynamisch und nicht mehr vor allem arm ist, das zählt zu den bemerkenswertesten Ergebnissen einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Dynamisch ist Berlin, weil junge Leute hier herziehen, nach der Ausbildung in der Stadt bleiben und hier auch Arbeit finden. Dynamisch ist Berlin aber auch, weil sich die Wirtschaft nach eineinhalb Jahrzehnten endlich erholt, und das zuletzt so gut wie sonst nirgendwo in Deutschland. Die Einkommen sind allerdings gering, was das Bild trübt.
Besonders Frauen zwischen 20 und 35 Jahren werden von Berlin angezogen: Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nahm in den letzten zehn Jahren um 16,5 Prozent zu – der Anteil der jungen Männer stieg dagegen nur um rund elf Prozent. Befördert wird der Trend aber wohl durch die gute Infrastruktur für Frauen mit Kindern und für Alleinerziehende in der Stadt: Soziologen berichten, dass viele junge Erwachsene auf Kitas, Cafés und urbane Netzwerke im Kiez angewiesen sind, um Kinder und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Und das gelingt immer mehr Frauen, nicht nur in Berlin.
In Berlin finden Ingenieure, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater Jobs, Computer- und IT-Profis sowie Mitarbeiter von Werbeagenturen und Medienkonzernen. Nicht die großen Arbeitgeber, wie Bayer-Schering, tragen dieses Wachstum, sondern viele kleine Firmen. Und weil verhältnismäßig wenige darunter ihre Produkte exportieren, schlägt die Weltwirtschaftskrise hier weniger ein.
Hinzu kommen die vielen Jobs im Tourismus, vom Hotelpagen bis zum Hyatt-Manager. Diese Branche wächst nirgendwo stärker als in Berlin: Im ersten Quartal dieses Jahres besuchten rund 1,8 Millionen Touristen die deutsche Hauptstadt. Das ist ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlicher ist der Erfolg laut Tourismuschef Burkhard Kieker an der Zahl der Hotelübernachtungen abzulesen: 4,024 Millionen verzeichneten die Hoteliere im ersten Quartal 2010, 17,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Rosig ist die Lage im rot-rot regierten Stadtstaat dennoch nicht: „Bei der Wirtschaftsleistung je Erwerbstätigem und bei den Löhnen je Arbeitnehmer ist eine ähnliche Aufholjagd kaum erkennbar“, sagt Geppert. Wer in Hamburg lebt, verdient im Durchschnitt 5500 Euro brutto mehr im Jahr als in Berlin, und selbst Kollegen im ebenfalls hochverschuldeten Bremen bekommen 1000 Euro jährlich mehr als Berliner Arbeitnehmer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen