Thilo Sarrazin, der einst sagte: "Eine große Zahl an Arabern und Türken (..) hat keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel, und es wird sich auch vermutlich keine Perspektive entwickeln," hat selbst ein Produktivitätsproblem. Eines, dass rund 85 Millionen Euro schwer ist und demnächst den Berliner Verkehrsbetrieben auf die Schienen fallen könnte: Nach einem Bericht der "Welt" vom 8. Mai verlangt JPMorgan von der BVG 112.000.000 Dollar. Hintergrund die Besicherung eine Wertpapierpaketes (ein sogenanntes CDO-Paket) in Höhe von 152 Millionen Dollar durch die Berliner. Aus diesem Deal versprach sich Sarrazin, damals Vorsitzender des Aufsichtsrates, einen Gewinn von 5,7 Millionen Euro. "Die Geschichte begann, als die BVG zwischen 1997 und 2002 im Rahmen von Cross-Border-Leasing-Deals insgesamt 427 U-Bahnwagen und 511 Straßenbahnen an amerikanische Finanzinvestoren verkaufte und zurückleaste. Die Amerikaner machten ihre Verluste zuhause steuerlich geltend, die Steuerersparnis teilen sich der Investor und die BVG. 2004 schob der US-Fiskus dieser Art von Geschäften zu seinen Lasten einen Riegel vor.
Die Leasing-Geschäfte wurden stets über eine komplexe Kette von Garantiegebern abgesichert. Im Sommer 2006 erklärte JPMorgan den BVG-Managern, es gebe ein Problem mit vier der Leasingverträge, die JPMorgan 1997 aufgelegt hatte. Ratingagenturen hätten Zweifel an der Bonität der Schuldübernehmer angemeldet, zusätzliche Absicherungen seien nötig.
Die BVG hätte seinerzeit einfach eine Kreditausfallversicherung für 1,3 Millionen Euro abschließen können und wäre aus dem Schneider gewesen. Aber die Investmentbanker rieten zu einem Zusatzgeschäft und der Übernahme des CDO-Paketes. Die BVG sollte 5,7 Millionen Euro bekommen, wenn sie JPMorgan die im Paket schlummernden Risiken abnehme. Oppositionspolitiker fragten sich, warum man der beratenden Bank das eigene Paket abkaufe, ohne misstrauisch zu werden. Aber die Bosse schlugen zu, Sarrazin gab im Aufsichtsrat sein Plazet."
Um Verluste aus einem früheren Spekulationsgeschäft zu decken, wurde eine neue Spekulation angeschoben, die nun ebenfalls in die Binsen geht. Es wurde gehandelt, wie es mancher Roulettespieler macht: Auf "Rot" gesetzt und verloren - den Einsatz erhöhen und nochmal auf "Rot" setzen. Der Unterschied ist nur, dass der Zocker im Casino mit eigenem Geld spielt.
In dem Rechtsstreit mit JPMorgan hat die BVG zu allem Überfluss auch noch geltend gemacht, sie sei von JPMorgan "falsch beraten" worden. Wie jämmerlich sich Wirtschaftsbosse verhalten können, die sich hinstellen wie Rentner Karl, den sein Bankberater reingelegt hat, ist fast zum Lachen.
Hätten sie lieber einen Obstladen aufgemacht, Herr Sarrazin.
Zur Definition des Cross-Border-Leasings: wikipedia
Zur Privatisierung öffentlicher Unternehmen lesen Sie einiges hier:
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